Klang der Städte

Art organisierte Menge metropole Wippe Beat Collage Zuflucht Klangmuseum Zeit Reise idealerweise zwischen Element communities akustisch komponierte Orte Klang wie Metro Klang Pole Zufall Klassik Nostalgie Brücke Stadt wie große Städte Songs Berlin Paris New York L.A. Chicago Zürich Istanbul Identitäten Brücke Selbst Sozialcouplet Gerade aber Hiphop weniger & immer gleich die message Welt- 2-3- die Rolle viel Schicht Stadtgeräusche with the most the westcoast urban beats zusammen halten Plattencover angeschaut durchschaubar bis ins letzte Dorf back from the coast Bewegung to the most gelangweilt Metro rezipiente Großstadt Jazz so schön Manhattan ach so schön Manhattan
Augusta Laar

 

Man muß nicht unbedingt versuchen, eine Brücke zu schlagen zwischen den verschiedenen musikalischen Ausdrücken großstädtischen Selbstverständnisses als sozialem Kommmentar und moralischer Wertesuche, natürlich trennen etwa das Berliner Couplet eines Otto Reutter Welten vom urbanen und globalem Rap unserer Zeit.

Aber die Metropole wirkt als temporärer oder dauerhafter Aufenthalt, als Zuflucht nicht nur ausgegrenzter oder in ihrer Identität und Existenz gefährdeter Einzelner, sondern für Gruppen ethnischer und / oder sozialer Zusammengehörigkeit als Schmelztiegel und Brennpunkt. Gerade in der Musik werden in den modernen Großstädten Werte, Anschauungen, Geschichte und role models vermittelt, und mit Hilfe der Massenmedien über die Grenzen der communities hinaus verbreitet.

Diese Rolle der Musik scheint uns heute kaum mehr aufzufallen, hat aber in der Hiphop-Kultur entscheidende Bedeutung. Während bei uns überwiegend nur mehr oder weniger gelangweilt zum scheinbar immer wieder gleichen Beat müde mitgewippt wird, gelangt die message bis ins letzte Dorf der dritten Welt, und die Wechselwirkung zwischen Interpreten, Medien und Rezipenten bleibt vielschichtig, ständig in Bewegung und kaum durchschaubar.

(Zu diesem Thema unverzichtbar: George Lipsitz: Dangerous Crossroads. Popular music, postmodernism and the poetics of place. London 1994)

Heute also ein Gemenge aus Großstadtjazz, Stadtsongs, Urban Beats (u.a. back from ’the coast with the most’, the Westcoast & L.A.), zusammengehalten von Stadtgeräuschen, schönen Manhatten-Plattencovern und anderen Metropolis-Assoziationen.

go to the Picture-Disc Project by Michael Wesely & Kalle Laar Metropolis
Aus der Serie 'Meine Lieblingsplatte' heute: Pierre Henry, La ville. Die Stadt. Metropolis Paris

WEEKEND

... Somit scheinen wir das akustische Grundgeräusch, das Grundrauschen, vor dem sich vor allem das städtische Leben im 20. Jahrhundert abspielt, erst so richtig seit dem Aufkommen des Tonfilms dokumentiert zu haben, d.h. aber auch immer in direkter Verbindung zum Bild. Der deutsche Regisseur Walter Ruttmann war vielleicht der erste, der sich dessen bewußt war.

Berühmt geworden mit Berlin - Symphonie einer Großstadt, drehte er 1930 einen Film, der keiner war: Weekend, ein Film für die Ohren, ohne Bilder. Produziert von der Reichsrundfunkgesellschaft, war dieser ‘Film’ die Klangcollage eines Berliner Wochenendes, die Anwendung der Montagetechnik Eisensteins auf den Ton, musique concrète avant la lettre. Aufgenommen wurde Weekend auf eine Filmtonspur, die Uraufführung war am 15. Mai 1930., am 13. Juni folgte dann eine Rundfunkausstrahlung.

Die Stadt der Geräusche

Es ist so wunderlich: das Krächzen der Raben, das Wehen der Winde, das Brausen der See scheint poetisch, scheint großartig und edel. Aber die Geräusche der Stadt scheinen nicht einmal der Aufmerksamkeit würdig, und doch bilden schon sie allein eine merkwürdige Welt, die auch dem Blinden die Stadt als ein reich gegliedertes Wesen erscheinen lassen muß. Man muß nur einmal hinhören und den Stimmen der Stadt lauschen.

Das helle Rollen der Droschken, das schwere Poltern der Postwagen, das Klacken der Hufe auf dem Asphalt, das rasche scharfe Stakkato des Trabers, die ziehenden Tritte des Droschkengaules, jedes hat seinen eigentümlichen Charakter, feiner abgestuft als wir es mit Worten wiederzugeben vermögen. Wir unterscheiden, ohne recht zu wissen wie, sicher die Gefährte voneinander, wir brauchen die Augen nicht dazu. Diese Geräusche sind uns vertraut wie alte Bekannte. Oft freilich allzu laut, betäubend in nächster Nähe. Aber fast immer schön, wenn sie sich entfernen und allmählich leiser werdend in der Ferne verklingen.

Wie lustig klingen die rollenden Räder, wie wunderlich plötzlich wirkt ihr Verstummen, wenn eine Querstraße den Wagen aufnimmt. Wie eindringlich tönen die hallenden Schritte einsamer Fußgänger. Wie flüchtig leise, beinahe zierlich wirkt das Gehen vieler Menschen in engen Straßen, wo selten ein Wagen hinkommt, wie man es etwa in der Schloßstraße in Dresden oft hören kann. Wie gedämpft leidenschaftlich das Schieben und Schurren wartender Mengen. Wie vielfältig sind die Stimmen der Automobile, ihr Sausen beim Herannahen, der Schrei der Huppen, und dann, allmählich hörbar werdend, der Rhythmus der Zylinderschläge, bald rauschend, bald grob stoßend, bald fein in klarem Takte, metallisch klingend.

Und schließlich ganz in der Nähe die Sirenentöne der Räder, deren Speichen die Luft schlagen, und das leise rutschende Knirschen der Gummireifen. Wie heimlich klingt das tiefe Summen der Transformatoren, die in den Anschlagsäulen verborgen, mit kaum hörbaren Tönen uns berühren, wie ein Hund leise seinen Herrn mit dem Kopfe von hinten berührt. Wie wundervoll braust der satte, dunkle Ton einer Trambahn in voller Fahrt, rhythmisch gegliedert durch das schwere Stampfen des Wagens, dann allmählich hineinklingend das harte Schlagen auf den Schienen, das Klirren des Räderwerkes, das Schlirren der Rolle und das lang nachzitternde Zischen des Zuführungsdrahtes.

Stundenlang kann man durch die Stadt wandern und ihren leisen und lauten Stimmen zuhören, in der Stimme einsamer Gegenden und dem Tosen geschäftiger Straßen ein viel verschlungenes seltsames Leben spüren. Es fehlen die Worte, den Reiz all dieser Dinge zu sagen.
aus: Die Schönheit der großen Stadt, August Endell, 1908


Playlist

Crooklyn Dub Consortium
Miguel Pinero; New York City hard time blues
Bobby Womack: 110th street
Leonard Bernstein: West side story
Ennio Morricone: Città violenta
Herbie Hancock: Blow up
Art van Damme: Night on Manhattan
Leroi Jenkins: Urban blues
Rolf and Joachim Kühn Quartet: Impressions of New York
u.a