Radio Essay
Castle Bravo, Heidegger, Godzilla und der ganze Rest
Am 1. März 1954 geriet der japanische Fischkutter "Glücklicher Drache" in den Strahlungsbereich des amerikanischen Nuklearwaffentests "Castle Bravo" auf dem Bikini-Atoll. Die Mannschaft wurde schwer verstrahlt, der Funker Aikichi Kuboyama verstarb am 23. September 1954, sechs der anderen Mitglieder der Besatzung erkrankten später an Leberkrebs. Dieser Vorfall gilt als eine der Inspirationen für den ersten Godzilla-Film von 1954, gleichzeitig Ausdruck des Traumas, das die Atombomben Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki in Japan auslöste.
In Deutschland desselben Jahres wirkt die Problematik der Atomkraft in die intellektuelle Landschaft hinein. Martin Heidegger hält 1955 den Vortrag "Zum Atomzeitalter". Mehr oder minder gleichzeitig erscheint in den USA eine Schallplatte mit kritischen Anmerkungen des amerikanischen Physikers, Chemikers und doppelten Nobelpreisträgers Linus Pauling "On Fallout and Nuclear Warfare", während das US-Verteidigungsministerium mit der Schallplatte "If the Bomb Falls" auf den nuklearen Ernstfall vorbereitet: "Be alert, stay alert".
Ein Essay über die popkulturellen und intellektuellen Auseinandersetzungen mit der Bombe.
Klang macht Macht
Wir haben gelernt, mit der täglichen, medialen Bilderflut umzugehen – der emotional unmittelbaren Wirkung von Klang dagegen kann sich niemand entziehen.
Harmloses Dahinrauschen ist der uns umgebende Klang nie: Lärm definiert Territorium, Töne können zu Waffen werden, Stimmen aus dem Off lenken und kontrollieren. Herrschaft offenbart sich auch akustisch durch Stimme und Suggestion, Krach und Krieg, Audiotechnik und Militär. Dieser Autorität kann sich niemand entziehen, und stopfte er sich auch Wachs in die Ohren wie weiland Odysseus.
Klang macht Macht: Kalle Laars Reflexionen zum akustischen Herrschaftsraum, zum Herrschaftsraum des Akustischen.
Feature
Eritreas einzigartige Musik – Wie Songs die Geschichte des Landes erzählen
Ein Feature von Kalle Aldis Laar. Bayerischer Rundfunk 2020; April 2021 Österreichischer Rundfunk OE1 und Schweizer Rundfunk
Von der Kolonialzeit über den zweiten Weltkrieg, der Gründung der UN und den wechselnden Allianzen während des kalten Krieges bis zum Post-Kolonialismus und seinen Unabhängigkeitsbewegungen: alle weltpolitischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts haben Eritrea direkt betroffen und Spuren hinterlassen.
Zunächst als Teilnehmer eines Kunst- und Kulturprojektes von artcircolo 2012 und pilotraum01, reiste Kalle Aldis Laar danach mehrfach nach Eritrea, zuletzt gefördert durch ein "Grenzgänger-Stipendium" der Robert-Bosch-Stiftung. Er interviewte zahlreiche Musiker, sprach mit Musikologen und forschte in Archiven.
Mit Hilfe ausgewählter Songs und Gesprächsausschnitten nähert er sich in diesem Feature der eritreischen Geschichte an.
>>www.soundmuseum.com/radio/radio.html
https://www.youtube.com/watch?v=KwdIzSYToAw
Gespräch mit Kalle Aldis Laar über Eritrea und sein Radio Feature "Eritreas einzigartige Musik – Wie Songs die Geschichte des Landes erzählen"
... doch nicht für immer
Eine Produktion des SWR. Ursendung: 13. Mai 2012, Sendetermin Radio Riga (lettische Fassung): 14. Juni 2012
Das Hörspielprojekt wurde gefördert durch das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung
"... doch nicht für immer" thematisiert die traumatische Flüchtlingserfahrung, das Gehen ins Exil, das Verlassen des Vertrauten und der Geborgenheit. Erzählt wird die Geschichte von Biruta Laar, der Mutter des Autors, die 1944 ihre Heimatstadt Riga verließ, voller Zweifel darüber, die richtigen Entscheidungen zu treffen, ohne klar definiertes Ziel.
Bei mehreren Reisen nach Lettland spürt der Autor nicht nur den Beweggründen und Gefühlen seiner Mutter nach, und erforscht die Chronologie der historischen Ereignisse. Er begibt sich gleichzeitig auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit im vom Flüchtlingen bewohnten Münchner Stadtteil Ludwigsfeld, und nach den eigenen emotionalen Verbindungen und Distanzen zu einem Lettland, das er nicht kennt und das ihm doch nicht fremd ist.
>>www.soundmuseum.com/kl/hoerspiel/doch_nicht_fuer_immer/doch.html
Hörspiel
Seelephonisches Oratorium
Hörspiel und Medienkunst, Bayerischen Rundfunks BR2 2011, 66 Min - Originalhörspiel dt./engl.
In Zeiten des Internets, in denen für alle erdenklichen Lebenslagen Selbsthilfe und - diagnose angeboten wird, erscheinen sie als Prediger aus längst vergangener Zeit: Hypnotiseure, Autosuggestionskünstler oder andere Überzeugungstäter, die in Audiokursen auf Schallplatte ultimative Strategien zur besseren Lebensführung vermittelten.
Den Variantenreichtum und das Klangspektrum ihrer Stimmen ruft eine Hörspieltrilogie von Kalle Laar ins Gedächtnis: Seelephonisches Oratorium - der Titel ist vom Namen eines längst nicht mehr produzierenden Schallplattenlabels inspiriert - ruft Stimmen auf, setzt Vorträge neu zusammen, bündelt sie, lässt sie miteinander sprechen.
1.Teil Autosuggestion oder Sie hören meine Stimme: Zur Entspannung, zum Stressabbau, zum Aufgeben des Rauchens, gegen Übergewicht, für eine optimale Beziehung oder zum besseren Golfen.
2.Teil Gruppenhypnose oder Die kleinen Verführer: Mit Hilfe von sprechenden oder singenden Stimmen wird das Dasein in der Gemeinschaft leichter.
3.Teil Doomsday oder Stimmen für den Untergang: Die Vorbereitung auf Endzeit - Szenarien inklusive phantasierter sowie realer Untergänge.
>>www.soundmuseum.com/kl/hoerspiel/Seelephonisches_Oratorium/seele.html
Bayerischer Rundfunk / ARD Hörspielpool: